Fundort: Trier-Pallien, Hornstraße, Einmündung Martinerfeld Fundjahr: 1808. Inventar-Nummer: G 1 und G 80 Höhe des Postaments: 89 cm, Höhe des Aufsatzes: 38 cm. Inv. G. 1:
Auf der Vorderseite des Postamentes ist Juno dargestellt. Sie hat den Kopf nach links gewandt und das linke Spielbein leicht zur Seite gesetzt. Sie trägt einen Ärmelchiton und einen Mantel. Seinen Saum hat sie über den Hinterkopf gelegt, das eine Ende fällt an der linken Seite herab und verhüllt die linke Schulter und einen Teil des Armes. Die andere Saumkante ist im breiten Bausch um die Taille geschlungen. Vor dem Leib hängt der Mantelteil annähernd dreieckig herab. Die Göttin umfaßt mit der angewinkelten Linken ein Zepter, in der gesenkten Rechten hält sie über einem brennenden Thymiaterium eine Patera. Das wellige Haar wird von einem halbrunden Diadem bekrönt, davor liegt eine Wollbinde, deren Enden längs des Halses herabhängen. Die Faltengebung ist großzügig; zwischen den Beinen sind die Faltentäler tief eingesenkt. Die Augensterne sind eingetieft. An den Nebenseiten ist jeweils ein Baum mit ovaler Krone, länglichen Blättern und einigen runden Früchten wiedergegeben, an der Rückseite ein Schildbuckel, um den ein Kranz gehängt ist. Die Ausführung ist grob und verzichtet auf detaillierte Kennzeichnung. Inv. G. 8o: Auf die Vorderseite des Aufsatzes ist die Inschrift eingetieft, die von einem profilierten Rahmen eingefaßt wird: I(ovi) o(ptimo) m(aximo)/ vicus / Voclanni(onum). Die linke Schmalseite zeigt in flachem Relief einen Adler mit leicht angehobenen Schwingen, der mit einer Kralle eine Schlange packt und den Kopf zu einer weiteren züngelnden Schlange zurückwendet. Sie hat sich an dem Aststumpf eines Baumes emporgerichtet.
Das Gefieder ist durch grobe Kerben verdeutlicht, Schlangen und Baum sind nicht näher gekennzeichnet. An der rechten Schmalseite ist ein mit runden Früchten gefüllter Krater auf hohem gegliedertem Fuß wiedergegeben. Die Wandung ist im oberen Teil mit senkrechten Ritzlinien versehen, am Bauch mit zungenförmigen Wölbungen. S-förmig geschwungene Henkel führen von Lippe zum Bauch. Die Ausführung ist derb. Eine breite leistenartige Rahmung faßt beide Reliefs ein. Zur Inschrift: Zeile 2: Weihungen des Vicus oder der Vicani an Jupiter Optimus Maximus sind zuweilen überliefert vgl. die Viergöttersteine CIL XIII 6723 (Bauchhenß, Jupitergigantensäulen 167 Nr. 291), 6722 (Bauchhenß, Jupitergigantensäulen 167f. Nr. 292), 727o (Bauchhenß, Jupitergigantensäulen 183 f. Nr. 359. s. auch S. 221 Nr. 474). Zeile 3: Anstelle des Vicus-Namens stand hier ursprünglich ein anderes Wort, von dem nur noch undeutliche Reste sichtbar sind: 2 senkrechte Hasten, Lücke, X (?), 2 senkrechte Hasten, umgekehrtes V, 2 senkrechte Hasten. Der Name Voclannionum ist nach Analogien weiterer Inschriften zu ergänzen, die ihn ausführlicher nennen (s. Kat. 118, 119). Da diese auch an der gleichen Stelle gefunden worden sind, wird der Vicus wohl dort, nämlich in Pallien, zu lokalisieren sein. Die Reliefs sind nicht sehr sorgfältig ausgeführt. Die Faltengebung am Gewand der Juno ist summarisch. Die Säume des Mantels heben sich bandartig und wulstig ab. Der Chiton, der sich an das Spielbein modellierend glatt anschmiegt, ist durch tiefe, breite Einschnitte schattenreich gegliedert. Gleichartige Merkmale weist das Geniusrelief aus dem Jahr 181 n. Chr. auf (Hahl, Stilentwicklung Taf. 13,1. - Noelke, Iupitersäulen 317. Vgl. auch ebd. den Kölner Reliefsockel Nr. 188 Taf. 97, 1-3), sie können aber auch noch etwas später vorkommen (vgl. die Juno des Bonner Jupiterpfeilers: Noelke, Iupitersäulen 323 Taf. 55,1). Unser Postament mag daher Ende des 2. oder Anfang des 3. Jahrh. entstanden sein.
Quelle: Karin Goethert-Polaschek in: Katalog der römischen Steindenkmäler des Rheinischen Landesmuseums Trier 1. Götter- und Weihedenkmäler (Mainz 1988) 184-185 Nr. 357.