Das Mosaik von Nennig (Kreis Merzig- Wadern) ist mit seiner Ausdehnung von 15,65 X 10,30 m als das größte weitgehend vollständig erhaltene Mosaik mit figürlicher Ausschmückung nördlich der Alpen jedem Freund der Mosaikkunst ein Begriff. Die Entdeckung der römischen Villa von Nennig und ihres Mosaikes sowie die konservatorischen Bemühungen um das herausragende Denkmal gehören verdienstvollen Leistungen der Gesellschaft für nützliche Forschungen. Durch die Aufmerksamkeit eines Nenniger Bürgers, Herr Toussaint und des Pfarrers Scherr war der Gesellschaft im Frühjahr 1852 die Existenz eines Mosaikes gemeldet worden. Die Gesellschaft beschloß, im Herbst nach erfolgter Ernte im Gartenland, dessen Boden den wertvollen Schatz barg, nachzugraben. Der Eigentümer des Geländes hatte in seiner Neugier bereits ein Stück freigelegt, das so bezeichnete Bild des „Löwen mit Sklaven oder Wärter“. Domkapitular Nikolaus von Wilmowsky reiste aus Trier nach dieser Nachricht und einer weiteren Mitteilung durch den Bürgermeister Blum aus Berg in seiner Eigenschaft als Präsident der Gesellschaft für nützliche Forschungen an. Sogleich schritt er zur Ausgrabung des Mosaikbodens, der bis zum folgenden Abend freigelegt war. Wie im Jahresbericht der Gesellschaft zum Jahr 1852 notiert, war die kurze Kampagne höchst erfolgreich. Auf Grund von Wilmowskys Initiative, gestützt auf seinen Bericht und Skizzen des einheimischen Künstlers Gumsheimer, beschloß die Gesellschaft, die Gartenflächen von den Eigentümern unverzüglich zu erwerben.
Ein Notdach wurde errichtet, um die Stelle für baldige weitere Ausgrabungen zu sichern. Im folgenden Jahr 1853, vom 8. bis 14. Mai, konnte Wilmowsky in einer gezielten Ausgrabung den gesamten Saal des Mosaiks freilegen. Ein erster Bericht über drei Seiten erschien bereits gut eine Woche später als Sonderdruck, hergestellt von der Friedrich Lintz’schen Buchdruckerei in Trier, nach dem 22. Mai (Exemplar im Archiv GfnF 1854, Bl. 339 f.). Dieser schnellen Publikation wichtiger archäologischer Entdeckungen, wie sie häufiger Praxis war, stehen wir heute mit Erstaunen und Bewunderung gegenüber. Die detaillierte Darstellung erschien im Jahresbericht der Gesellschaft desselben Jahres. In hoher Verantwortung um die Denkmalpflege haben die Mitglieder der Gesellschaft für nützliche Forschungen es nicht allein bei einer Ausgrabung belassen, um alleine eine sensationslüsterne Neugier zu befriedigen. Den nachfolgenden Konservierungsmaßnahmen durch die Gesellschaft für nützliche Forschungen und die Regierung verdanken wir überhaupt den Erhalt dieser Fundstätte mit dem Mosaik. Als heutige Eigentümerin besteht eine besondere Verpflichtung des Respektes für das Bundesland Saarland. Im Nachsatz zum Jahresbericht 1853 konnte die Gesellschaft dankbar und befriedigt feststellen, daß nun, nachdem sie die Rettung des Denkmales sichergestellt hat, die preußische Regierung ihre Bereitschaft gezeigt hat, die Verantwortung für das Denkmal zu übernehmen. Diese Vorgehensweise war geradezu schon zum Programm geworden. Die gegenüber schwerfälliger staatlicher Entscheidungskraft schnelle und unbürokratische Entschlußfreude gelehrter und kompetenter Vertreter der Bürgerschaft haben der Nachwelt so manches Denkmal gerettet. Die Stadt Trier, das Land Rheinland-Pfalz und die Einwohner der Region sind den Vorfahren für ihr segensreiches Wirken in der Gesellschaft für nützliche Forschungen zu tiefstem Dank verpflichtet. Nur so sind viele Kulturdenkmäler, allen voran die monumentalen Baudenkmäler in Trier (Amphitheater, Kaiserthemen oder Barbarathermen in Trier neben der Villa mit Mosaiken in Fließem, Kreis Bitburg-Prüm) auf uns gekommen. Sie stellen nicht allein anspruchsvolle Zeugnisse einer alten Kultur dar. Mit ihnen sind außerdem Güter von außerordentlicher Wirtschaftskraft geschaffen worden, wenn sie für die Region heute einen touristischen Anreiz bieten, den keine andere Landschaft in Deutschland in dieser Qualität aufweisen kann. Wie in einem Teppich auf Marmorfliesen breiten sich die Bilder vor uns aus.
Verwirrend ist das Konstruktionsschema, aus geometrischen Formen, vornehmlich Quadraten, Rhomben, Trapezen und schmalen Rechtecken zusammengefügt. Eingestreute Bilder zeigen Szenen aus dem Amphitheater. Im quadratischen Hauptfeld kämpft ein Schwerbewaffneter (secutor) gegen einen Netzfechter (retiarius).
Sechs Oktogone zeigen verschieden Gruppen aus dem Arenageschehen: Als Musikanten spielen einen Orgelspieler mit einem Cornubläser auf.
Bestiarier peitschen einen Bären, der einen Tierkämpfer überwältigt hat.
Mit Stock und Peitsche als stumpfe Waffen kämpfen zwei Arenarier gegeneinander.
Ein Venator hat einem Panther die Todeswunde beigebracht.
In ungleichem Kampf hat eine hungrige Tigerkatze sich eines Eselshengstes bemächtigt.
Quasi als Idyll führt ein Tierwärter einen friedfertigen Löwen davon. Mit einem Brunnen im bunten Feld der Bilder hat ehedem vor 1800 Jahren der reiche Villenbesitzer seine Besucher in seiner zentralen Halle empfangen. Der Eindruck mag bereits zuvor beim Anblick der mit den beidseitigen Kolonnaden über 500 m breiten Villa überwältigend gewesen sein. Der Blick auf das gesegnete Moseltal mit seinen Rebenhängen fügte sich hierin ein. Mit dem Mosaik, gerettet durch verantwortungsvolle Trierer Bürger, ist ein Teil des Abglanzes dem heutigen Besucher bewahrt geblieben.