Zu den wichtigsten Denkmälern in der frühen Gesellschaftssammlung gehört die Weihinschrift für den Heilgott Asclepius. Auf forschungsgeschichtlich hochinteressantem Weg ist dieses Monument schließlich in die Sammlung der Gesellschaft gelangt. Den Inschriftstein gerettet hat im 18. Jahrhundert der in Trier herausragende Gelehrte und Historiker Johann Nikolaus von Hontheim, der damals seit einem Jahr bereits Professor der juristischen Fakultät der Universität in Trier war und später in Trier Weihbischof wurde. Hontheim, der die Inschrift zuerst publiziert hat, berichtet dabei von den Fundumständen: „Marmor sex fere pedum latitudine, duorum altitudine cum hac inscriptione Treviris in horto Commendariae S. Joannis Ordinis Melitensis a Gallis anno 1734 pontem munientibus erutum, a me in aedes Honthemianas delatum. Quae eodem loco inventa fuit statua Exculapii, capite, manibus, pedibusque trunca, Metas evecta fuit a Commissario bellico Des-Cartes.“ Die Inschrift und eine weitere Statue des Asklepios sind demnach 1734 bei Schanzarbeiten der Franzosen infolge ihrer Auseinandersetzungen im polnischen Erbfolgekrieg mit Kaiser Karl VI. am stadtseitigen Brückenkopf der Römerbrücke in Trier entdeckt worden. Dabei sind nach früheren Befestigungen von 1645 erneut 10 bis 12 Häuser an der Johanniterkommende zerstört worden; die entsprechende Anordnung der Franzosen zur Evakuierung der Häuser an der Johanniterkommende vom 11. April 1734 haben Wyttenbach und Müller überliefert. Da die abgerissenen Häuser an der früheren „Schanzstraße“, der heutigen „Karl-Marx-Straße“, lagen, muss die genauere Fundstelle im Bereich zwischen „Dampfschiffstraße“ und „Karl-Marx-Straße“ etwa gegenüber der „Wallstraße“ anzusetzen sein.
Die mit der Inschrift gefundene Statue, in der Hontheim einen Aesculapius erkannte, muss von bedeutender Größe gewesen sein, wenn hier bewusst für die Erwähnung ihres Transportes nach Metz evecta als Begriff von Hontheim gewählt wurde; das deutet einen Transport auf einem Wagen, vielleicht auch auf einem Schiff, an. Es gibt keinen Anhaltspunkt dafür, dass der relativ gut erhaltene Torso, „capite, manibus pedibusque trunca“, aus Marmor war; eine Materialangabe marmor in der Bedeutung für einen „guten Stein“ gibt Hontheim nur für die Kalksteininschrift.
Die Inschrift für Asklepius aus Trier ist schon immer von einem besonderen Interesse gewesen, da sie einen in den gallischen und germanischen Provinzen nur selten verehrten Gott in einer eigenartigen Benennung belegt; des weiteren führt die Inschrift den zumindest für Trier prominentesten Stifter einer Weihung auf, den wir in einem Denkmal vorliegen haben.
Die Lesung der in wohlgesetzten Buchstaben eingemeißelten Inschrift war niemals ein Problem:
Deo Asclepio / T(itus) Iul(ius) Titi filius Fabia (tribu) / Saturninus procurator / Augustorum dono dedit.
“Dem Gott Asklepius hat Titus Julius, des Titus Sohn aus dem Stimmbezirk Fabia, Saturninus mit Beinamen, Verwalter der Augusti, die Schenkung gemacht.“
Bei der Trierer Inschrift fällt auf, dass sich die Weihung an Asklepius statt Aesculapius richtet. Zumindest ein Teil des Wirkungsfeldes des Weihenden mag für die unter griechischem Einfluß stehende Nennung des Gottes ausschlaggebend sein. Titus Iulius Saturninus ist durch eine Reihe von Inschriften gut bezeugt. Vor seinem Amt als Procurator Augustorum ist er 157 n. Chr. als Pächter des Donauzolls bekannt und hat nach einfacheren Ämtern unter anderem eine kurze Offizierslaufbahn eingeschlagen.
Das spätere Amt des Prokurators in Trier, in dem er die Weihung setzte, ist nicht genauer definiert. Unter Marc Aurel und Lucius Verus (161-169 n. Chr.) ist er nach einer Inschrift aus Rom als Procurator Augustorum et Faustinae bekannt. In diese Zeit fällt auch die Weihung in Trier an Asklepius.
Zeitlich fällt die Inschriftenweihung mit einer großen Pestseuche zusammen, die das römische Heer aus Mesopotamien eingeschleppt hatte und die seit 166 n. Chr. im gesamten Reich wütete und auch Gallien mit dem Rheinland nicht verschonte – ab Persarum finibus adusque Rhenum et Gallias. Aus diesem Grund vollzog Marc Aurel selbst 167 n. Chr. religiöse Feiern in Rom, und ihr Vorbildcharakter für ähnliche Opfer in den Provinzen mag nicht abwegig erscheinen.
Inv. G I B 83
Literatur: W. Binsfeld/K. Goethert-Polaschek/L. Schwinden, Katalog der römischen Steindenkmäler des Rheinischen Landesmuseums Trier.1. Götter- und Weihedenkmäler (Mainz 1988), 184 f. Nr. 357. – L.Schwinden, Die Weihinschrift für Asclepius CIL XIII 3636 aus Trier. Trierer Zeitschrift 57, 1994, 133-145 . - Antiquitates Trevirenses. Beiträge zur Geschichte der Trierer Altertumskunde und der Gesellschaft für nützliche Forschungen. Festschrift zur 200-Jahr-Feier der Gesellschaft für nützliche Forschungen zu Trier. Kurtrierisches Jahrbuch 40, 2000, 189-191.