Die erste Sammlung der Gesellschaft im „Heidenthurm“
Die "Innere Ansicht des sogenannten Heidenthurms" gehört als Blatt 11 zu der Sammlung "Malerische Ansichten der merkwürdigsten Alterthümer und vorzüglicher Naturanlagen im Moselthale bey Trier. Gezeichnet und lithographiert von Johann Anton Ramboux. Mit einer allgemeinen Einleitung und einem erläuternden Text von Johann Hugo Wyttenbach".
Die Ansichten erschienen in vier Heften in München zwischen 1824 und 1827. Der Blick führt aus der damals als "Heidenturm" bezeichneten, im Mittelalter baulich veränderten Apsis der Basilika durch den auch heute noch erhaltenen römischen Triumphbogen hinaus zu den Kaiserthermen und der mittelalterlichen Stadtmauer. Der Blick nach Süden entsprach in dieser Form nicht der Realität, sondern war eine von Hindernissen befreite Konstruktion Ramboux'. Ebenso sind im Vordergrund antike Denkmäler aufgestellt, die sich realiter an anderer Stelle, im Museum der Gesellschaft für nützliche Forschungen befanden.
Im Bestreben, auch die zweite große Antikensammlung in Trier, die Sammlung der Gesellschaft für nützliche Forschungen zeigen zu können, setzte Ramboux diese Denkmäler gleichsam als Vorschlag für ein neues Museumsprojekt in eine imaginäre, aber realisierbare Umgebung, inspiriert von der in der Porta Nigra aufbewahrten Regierungssammlung. Die Sammlung der Gesellschaft offenbart sich als noch reichhaltiger und vielfältiger als die Regierungssammlung. Zu sehen sind in der Lithographie nebeneinigen Reliefsvon Grabmälern wie Hercules mit dem dreiköpfigen Cerberus eine Fülle von Weihedenkmälern. Dominant sind die vierseitig reliefierten sogenannten Viergöttersteine, die ursprünglich als Sockel von Jupitersäulen dienten. Zu den bedeutendsten Denkmälern gehört der Marmortorso einer Venus aus St. Matthias (Bildmitte), den der ehemalige Maximiner Pater Sanderad Müller als eines der ersten Denkmäler in die Gesellschaftssammlung rettete. Der fruchtbare Ertrag der ersten Ausgrabung der Gesellschaft 1808 in Pallien vor Trier sind die Weihungen des Vicus Voclannionum. Ein Sockelstein aus dieser Ausgrabung (Inventar der Gesellschaft Nr. 1) lieferte mit seinem Reliefbild, Kranz mit Bändern, die Vorlage für das heutige Signet der Gesellschaft für nützliche Forschung. Die Steindenkmäler werden heute im Rheinischen Landesmuseum Trier aufbewahrt.
Literatur: E. Zahn, Johann Anton Ramboux in Trier (Trier 1980), 54 f.; 60, Nr. 25. - W. Binsfeld/K. Goethert-Polaschek/L. Schwinden, Katalog der römischen Steindenkmäler des Rheinischen Landesmuseums Trier.1. Götter- und Weihedenkmäler (Mainz 1988), Nr. 26; 56; 119; 208; 333; 344; 352 f. 357; 381. - D. Ahrens (Hrsg.), Johann Anton Ramboux Ansichten von Trier (Trier 1991) 109 f., Nr. 12, Abb. 66. - Antiquitates Trevirenses. Beiträge zur Geschichte der Trierer Altertumskunde und der Gesellschaft für nützliche Forschungen. Festschrift zur 200-Jahr-Feier der Gesellschaft für nützliche Forschungen zu Trier. Kurtrierisches Jahrbuch 40, 2000, 178 ff.