Fund- bzw. ehemaliger Standort: St. Matthias
Material: Marmor H. noch 99 cm. Inv. G 44 d.
Im Klosterbereich von St. Matthias stand spätestens seit dem sechzehnten Jahrhundert der Torso einer Göttin aus weißem Marmor, dabei eine Steintafel, die verkündete, daß diese Abgöttin, zerbrochen von Bischof Eucharius, jetzt zum Spott dastehe. Das Götterbild hielten die Umwohner für die zauberische Göttin Diana. Es wurde jahrhundertelang bis zum Jahr 1811 von frommen Pilgern mit Steinen beworfen, und danach fiel es lange Zeit schwer zu erkennen, daß vielmehr Venus dargestellt war.
Die Tafel zeigt die drei Bischöfe Eucharius - mit dem Götzenbild zu Füßen -, Valerius und Maternus, die bei St. Matthias beigesetzt sind; sie berichtet vom Schicksal der Marmorfigur in lateinischer und deutscher Sprache. Der lateinische Text ist »barbarisch« ... und verworren, als sei die Vorlage zerstückelt und falsch zusammengesetzt worden.
Der deutsche Text lautet:
Wolt ihr wissen was ich bin. Ich bin gewessen ein Abgottin. Da S. Eucharius zu Trier kam, er mich zerbrach, mein Ehr abnam. Ich was geehret als ein Gott. Jetz stehen ich hie der Welt zu spot. Im Jahr 50 nach Christi geburt sein die 3 H. Bischoffe von Rom zu Trier komen. Euc(harius), Val(erius), Mat(ernus).
Hier liegt die mittelalterliche Sage von der Aussendung der drei Bischöfe durch den Apostel Petrus zugrunde. Das wahrsagerische Götzenbild soll als letztes die Ankunft des Eucharius in Trier geweissagt haben und dann für immer verstummt sein.
Quelle: W. Binsfeld in: Trier. Kaiserresidenz und Bischofssitz [Mainz 1984] 202 f. Nr. 91)