Gesellschaft für nützliche Forschungen e.V.

Gesellschaft für nützliche Forschungen zu Trier e.V.

Fundort: Weiskirchen, Kreis Merzig-Wadern, Hügel III Material: Gold, Dm. 8,4 und 2,4 cm H. Dm. 8,4 und 2,4 cm. Inventarnummer G L 1292/ G M 1396

1830 (III), 1851 (I) und 1866 (II) wurden im südwestlichen Hunsrück drei Großhügel mit reichen Bestattungen frühkeltischer Krieger ausgegraben. Ihre Beigaben sind nur unvollständig überliefert und zeichnen sich durch etruskische Importe und qualitätvolles Kunstgewerbe aus.

Fruehkeltische Grabfunde Weiskirchen

Es handelt sich um sog. Prunkgräber. Die Grabhügel lagen in 30 m (Hügel I-II) und 1000 m Abstand in Sichtweite voneinander auf einem Rücken im südlichen Vorfeld des zu allen Zeiten siedlungsfreien Hunsrückhauptkammes. Auf diesem Rücken führt eine natürliche Passage quer über den Kamm als Höhenweg bzw. römische Kunststraße. Eine bewußte Plazierung der Hügel an diesem Weg kann nach Vergleichsfällen sicher angenommen werden. Der vorgeschobene Hügel III wurde dabei zuerst angelegt. Die trotz unzulänglicher Überlieferung reiche Ausstattung sowohl mit importierten etruskischen Metallgefäßen wie mit keltischem Kunstgewerbe, dazu dessen technische und gestalterische Qualität, machen Weiskirchen zu einer regionalen Schlüsselfundstelle für das Verständnis der Umsetzung mediterraner Vorlagen in keltische Kunst. Besonders nach der Ausstattung von Hügel I wurde eine frühkeltische ‘Werkstatt Weiskirchen’ mit eigener technischer Handschrift umschrieben, die gestalterisch auf offenbar vor Ort vorhandene etruskische Originale (‘Hausschatz’) zurückgriff.

Armring

Fruehkeltische Grabfunde WeiskirchenZur Bestattung im Hügel III gehört auch ein Arm- sowie Fingerring aus Gold. Einzelarmringe wurden zu dieser Zeit von Männern getragen. Goldener Schmuck wie überhaupt Goldobjekte sind als Statussymbole und Insignien eines herausgehobenen Ranges zu werten. Sie zeichnen immer nur Prunkgräber aus, die durch isolierte Lage, auffällige Fernbeziehungen und erlesene Ausstattung die herausgehobene Position des Toten für seine Gemeinschaft herausstellen.

Der aus Goldblech gearbeiteten hohle Armring besitzt auf der Außenseite eine Lötnaht und eine in der  gleichen, seinerzeit noch neuartigen Technik gearbeitete Umarbeitung.

Ring

Fruehkeltische Grabfunde WeiskirchenDer durch drei ziselierte und gravierte Ziergruppen und umlaufende Perlrippe gekennzeichnete Ring entspricht einem regional gut bezeugten Bronzearmringtyp. Die üblicherweise plastischen Zierknoten sind hier jedoch durch einen Flächendekor aus Leiern und Palmetten ersetzt. Die Ringplatte des Fingerrings trägt ein von Perlbändern gesäumtes, achsensymmetrisches Blattornament, ergänzt durch gepunzte Kreisaugen. Die Muster heben sich radikal von den bis dahin bekannten Ziermotiven ab und greifen Vorlagen auf, die mit der Einfuhr von Luxusgütern aus dem Mittelmeerraum gerade erst im keltischen Rheinland bekannt wurden. Hier ist ein Pflanzendekor die Vorlage, der aber in der Umformung durch einen einheimischen Goldschmied schon nicht mehr bildhaft-realistisch aufgefaßt ist, sondern nur als ornamentales Spielmaterial dient. Zusammen mit der Umformung mediterraner Tier- und Menschenbilder bildet sich in solchen Gestaltungen erstmals ein typisch keltischer Zierstil aus (Latènestil), der bis zum Niedergang der keltischen Welt prägend bleibt. Hintergrund dieses Stilwandels ist zweifellos auch ein geistig-religiöser Umbruch.

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