Gesellschaft für nützliche Forschungen e.V.

Gesellschaft für nützliche Forschungen zu Trier e.V.

Schwarzenbach, Kr. St. Wendel, Hügel 2 5. Jh. v. Chr. Bronze, H. 29,5 cm Inventarnummer G O 104

Etruskische Schnabelkanne1849 wurden am Südwestrand des Hunsrücks in „100 Schritt“ Abstand zwei stark verschliffene Großgrabhügel mit reichen Zentralbestattungen frühkeltischer Krieger geöffnet. Es handelt sich um sog. Prunkgräber. Ihre Beigaben sind nur unvollständig überliefert und zeichnen sich durch etruskische Importe und qualitätvolle Goldarbeiten aus. Zur Bestattung im Grabhügel 2 gehört neben einer etruskische Siebkelle und einem Goldarmring auch die vorgestellte Kanne. Die etruskischen Bronzeschnabelkannen, ursprünglich zum Ausschenken von Wein bestimmt, sind die häufigsten Fremdgüter in frühkeltischen Prunkgräbern Mitteleuropas.

Die auffälligen Vertreter eines fremden Tafelluxus wurden bis dahin in Mitteleuropa nicht benötigt. Solche Prestigegüter demonstrieren die seit dem 5. Jh. v. Chr. von der keltischen Aristokratie verstärkt gesuchte Annäherung an Südeuropa. Der Zierrat mediterranen Metallgeschirrs transportiert auch Bildmotive in eine zuvor bildlose Region und wird zur Inspirationsquelle einer eigenständigen frühkeltischen Kunst. Die Schwarzenbacher Kanne ist eine Sonderform, da sie aus drei nicht von vorneherein zusammengehörigen Teilen zusammenmontiert wurde : Der aus einem Stück bis zum perlstabverzierten Rand getriebene Körper stammt von einem etruskischen Schöpfgefäß. Der darauf nachträglich aufgenietete Henkel einer etruskischen Schnabelkanne (Werkstatt in Vulci?) besitzt ungewöhnlich reichen plastischen Zierrat : Ein nackter Jüngling dient als Henkel. Zwei hockende Löwen nebst Knospen schließen die Randauflage ab. Über dem nach unten abschließenden Ranken- und Palmettendekor umgreifen zwei mit erhobener Waffe gegenüberstehende Kämpfer (Herakles und Athene?) die Hörner eines Rinderkopfes. In einen nachträglichen Randausschnitt ist ein im Gußverfahren exakt vorgefertigter Ausguß angenietet worden. Da die letzte Zutat aus technischen Gründen in Mitteleuropa gefertigt wurde, dürfte die Umwandlung vom Schöpf- zu einem Ausschenkgefäß unter Verwendung etruskischer Originale wohl insgesamt im keltischen Rheinland vorgenommen worden sein.

Literatur : A. Haffner, Die westliche Hunsrück-Eifel-Kultur. Römisch-Germanische Forschungen 36 (Berlin 1976) 200 ff. Nr. 15 Taf. 9,2; 147-150; 151,1.- D. Vorlauf, Die etruskischen Bronzeschnabelkannen. Internationale Archäologie 11 (Espelkamp 1997) Katalog 26 Nr. 26 Taf. 4.- H. Nortmann (im Druck).

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